Ehevertrag – Liebeserklärung mit §
Eheverträge gelten oft als kühl, berechnend und unromantisch – sie scheinen nur darauf ausgelegt zu sein, den eigenen Vorteil zu sichern. Doch, wartet mal ab: Im Kern sind sie tatsächlich Ausdruck großer Romantik. Ja, einen Ehevertrag aufzusetzen bedeutet, sich Gedanken über eine mögliche Trennung zu machen. Gerade in der Verlobungszeit, wenn man auf Wolke sieben schwebt, mag das kein besonders attraktives Thema sein. Doch genau dann ist der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen. Ein Ehevertrag dreht sich schließlich darum, Dinge mit dem Partner oder der Partnerin zu teilen – und wann könnte man offener für solche Themen sein als in dem Moment, in dem man sich dazu entschliesst, das Leben gemeinsam zu verbringen?
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Was wird in einem Ehevertrag geregelt?
Entgegen hartnäckiger Gerüchte können in der Schweiz hauptsächlich vermögensrechtliche Angelegenheiten durch Eheverträge geregelt werden. Kurz: Es geht um die Kohlen. Verträge, in denen festgehalten wird, wer wann das Bad putzen muss, können nicht aufgesetzt werden. Wer das Ganze etwas förmlicher und ausführlicher haben möchte, liest dazu auch noch diesen Absatz:
«In der Schweiz können Eheverträge primär vermögensrechtliche Angelegenheiten regeln. Im Gegensatz zu Alltagsfragen wie der Haushaltsführung, die rechtlich nicht bindend sind, liegt der Fokus auf Vermögensverhältnissen während und nach der Ehe. Der ordentliche Güterstand in der Schweiz ist die Errungenschaftsbeteiligung. Dies bedeutet, dass während der Ehe erworbenes Vermögen im Fall einer Scheidung geteilt wird, während das Eigengut – wie Erbschaften oder vor der Ehe bestehendes Vermögen – beim jeweiligen Ehepartner verbleibt. Mit einem Ehevertrag können Paare jedoch auch die Gütertrennung oder Gütergemeinschaft festlegen, um ihre individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen besser abzubilden.»
Warum braucht man einen Ehevertrag?
Grundsätzlich gilt in der Schweiz die Errungenschaftsbeteiligung. Vereinfacht gesagt heisst das: Was während der Ehe gemeinsam erwirtschaftet wird, wird im Fall einer Scheidung geteilt, während das, was jeder mit in die Ehe bringt oder erbt, persönlich bleibt. Was bei Zahnbürsten kein Problem ist, wird komplexer, wenn gemeinsam Vermögenswerte aufgebaut werden. Wohneigentum ist ein Paradebeispiel. Hat jener Teil des Paares, der sich primär um die Kinderbetreuung kümmert, das gleiche Anrecht, auch wenn er finanziell weniger beisteuert? Selbst wenn die Eigentumsverhältnisse geregelt sind, bleibt die Frage nach dem Wohnrecht bestehen. Dazu kommen noch Erbschaften, Erträge aus gemeinsamen Investments und mehr.
Bei Unternehmerpaaren kommen zusätzlich die Firmenwerte ins Spiel. Viele Juristen empfehlen daher Selbständigerwerbenden einen Ehevertrag, um klare Regelungen zu schaffen.
Wann kann ein Ehevertrag aufgesetzt werden?
Ein Ehevertrag kann in der Schweiz sowohl vor als auch nach der Eheschliessung zu jedem Zeitpunkt geschlossen werden. Nach der Eheschliessung besteht jedoch keine Verpflichtung mehr dazu. Es ist daher empfehlenswert, den Ehevertrag vor der Trauung zu regeln, um von Beginn an Klarheit zu schaffen.
Wie wird ein Ehevertrag geschlossen?
Für den Abschluss eines Ehevertrags benötigt man in der Schweiz einen Notar, da dieser öffentlich beurkundet werden muss. Empfehlung: Zieht eventuell auch einen spezialisierten Anwalt für Familienrecht hinzu! Auch wenn im Internet zahlreiche Vorlagen für Eheverträge kursieren, raten Rechtsexperten davon ab, diese zu verwenden. Nur ein Anwalt, der sich individuell mit eurer Situation befasst, kann sicherstellen, dass der Vertrag rechtssicher und präzise formuliert ist, ohne Interpretationsspielraum zu lassen.
Was kostet ein Ehevertrag?
In einer Liste von Sätzen, die man in einer Anwaltskanzlei am häufigsten hört, schafft es «Ein Ehevertrag ist immer günstiger als eine schwierige Scheidung» mit Sicherheit in die Top 10. Stark vereinfacht könnte man sagen, dass die Kosten sich hauptsächlich nach dem Gesamtwert des eingebrachten Vermögens richten. Zudem hängen die Kosten für einen Ehevertrag in der Schweiz auch immer vom Umfang und der Komplexität der Regelungen ab.
Die Romantik des Ehevertrags
Zugegeben, verglichen mit einem Liebesgedicht oder einem Lovesong wirkt ein Ehevertrag wenig romantisch. Doch das ist eine Frage der Sichtweise. Wenn ihr jetzt verlobt seid und euch entschliesst, einen Ehevertrag aufzusetzen, dann ist das, was da drin steht, nichts weiter als eine Auflistung dessen, was ihr euch gegenseitig füreinander wünscht – unabhängig davon, was die Zukunft bringen mag.
erstellt am
2.9.2022
aktualisiert am
8.1.2025
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